Samstag, 11. Februar 2012

grüäzi mitenand

Oft, wenn ein Deutscher merkt, dass ich Schweizerin bin - und das tut er gewöhnlich, bevor ich einen Satz zu Ende gesprochen habe, (obwohl ich mir wirklich Mühe gebe, nicht ganz so breites Schriftdeutsch zu sprechen, wie man es dazulande in den Schulen beigebracht kriegt), dann bringt er voller Freude seine Schweizerdeutsch-Kenntnisse an den Mann resp. die Frau. Ja Grützi, oder! sagt er dann...

Bitte bitte sagt nicht Grützi! Grützi hört sich furchtbar an.  Richtig heißt es "grüäzi" (auch wenn es ein paar Dialekte gibt, nah der Grenze, wo das ä fast verschwindet - aber eben nicht ganz). Also eigentlich schreiben wir Schweizer, wenn wir denn schweizerdeutsch schreiben, was in den letzten Jahren Natel sei Dank (ach - ihr wisst nicht, was ein Natel ist? Ihr nennt das Ding Handy!) also Natel sei Dank schreibt man heutzutage öfter Schweizerdeutsch als je. Und wenn wir grüäzi schreiben schreiben wir meistens grüezi, aber da unsere lieben Nachbarn das nicht richtig lesen können und "grützi" dazu sagen, habe ich hier zur Variante "grüäzi" gegriffen.

Ach ja - und wenn ihr wieder mal ein "Müsli" esst, seid euch bewusst, dass ihr dann eigentlich ein Mäuschen verspeist, weil genau das die Bedeutung von "Müsli" auf Schweizerdeutsch ist.  Ihr habt nämlich das schweizerische "Müäsli" (ein Müs-chen) irgendwie falsch  in eure Sprache übernommen. Weil nämlich 'Maus' bei uns "Muus" heißt und 'Mus' "Muäs". Alles klar jetzt?

Noch ein paar Informationen zum Schweizerdeutschen gefällig?

Im Gegensatz zu euch pflegen wir unsere Dialekte, d.h. zuhause wird Dialekt gesprochen, auch in bildungsbewussten Familien. Dies erwähne ich, weil mir mal gesagt wurde, dass in Deutschland, wer auf sich hält, mit seinen Kindern hochdeutsch spricht - wobei ich doch bezweifle, dass das die Regel ist, oder? ;). In der Schule hingegen müssen wir Schriftdeutsch sprechen. Schriftdeutsch bedeutet, dass man alles so liest, wie es da steht. Zum Beispiel kann ein Schweizer Erstklässler die Wörter «das» und «dass»  im Diktat unterscheiden, weil man 'das' als «daas» und 'dass' als «dass» ausspricht. (ist ja eigentlich logisch: (er) 'las' und 'lass' wird ja auch nicht gleich ausgesprochen....) Und ein Herr ist in den meisten Dialekten ein 'Herrrr' und kein 'Hea'. Offiziell geschrieben wird Schweizerdeutsch kaum. Bücher, Zeitungen und Zeitschriften werden fast ausschließlich in hochdeutsch gedruckt, wobei schon auch mal Dialektausdrücke zwischengeschaltet werden.

Übrigens, für diejenigen unter euch, die sich an den beliebten Schweizer Kabarettisten Emil erinnern: wenn er in Deutschland auftrat, dann sprach er jeweils nicht, wie viele vermuteten, Schweizerdeutsch, sondern eben ein karikiertes schweizerisches Schul-Schriftdeutsch. ;)






Zum Vergleich: hier spricht er Schweizerdeutsch:



Mir fällt noch so einiges ein zu diesem Thema. Zum Beispiel, warum Schweizer so ungern hochdeutsch sprechen, und am allerungernsten mit Deutschen. Oder warum es unter Schweizern verpönt ist, zu versuchen, richtig hochdeutsch zu sprechen, wi di Tüütsche. Und warum mich das blöde Eszett so nervt.

Fortsetzung folgt.

1 Kommentar:

  1. Ha, ig bi vo Aarbärg, BE und säge "Grüessech" nid "Grüetzi". ...weiss nid. I finge "grüessech" besser... :)

    Dä mit "Müesli" und "Müsli" isch no rächt geniau :)

    Ha, mir hei eine gha i mire Klass wo ä Dütsche isch gsi, aber id'r Schwiz isch ufgwachse, auso perfekt Bärndütsch het gredt.
    Aber mängisch im Dütsch het'r eifach afah Hochdütsch rede, u aui heine blöd aagstarrt, dasser da plötzlech faht afah Hochdütsch schnurre.^^

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