Donnerstag, 16. Februar 2012

das Palmenmonster

Als blinder Passagier soll es in Portugal eingetroffen sein, unerkannt hat es die Lage gecheckt und war erfreut: Sooo viele Palmen! Man hat hier alles auf seine Ankunft vorbereitet, noch die ganzen neuen breiten,wahrscheinlich EU-finanzierten Staßen in und zu den Touristenzentren beidseitig im Fünfmetertakt mit seinen teuren Lieblingspalmen bepflanzt. Den einzigen, die unserem Rhyncho (mit vollem Namen heißt er "Rhynchophorus ferrugineus" oder "roter Palmenrüsselkäfer") schmecken. Das war noch knapp vor der 'Austeridade' - der Gürtel-Enger-Schnall-Krise.

Man bemerkte seine Ankunft nicht sofort. Erst als die ersten Palmen so aussahen: 



Immer mehr davon. Dann schossen die Palmendoktoren wie Pilze aus dem Boden. Für teures Geld kann man seine kranken Palmen behandeln, und die gesunden impfen lassen - das kann  in die Tausender gehen pro Jahr. Ob's wirkt? Sicher kann man nie sein. Ich weiß von vielen Exemplaren, die trotzdem nicht überlebten (wir  haben uns diese Ausgabe gespart). In meiner Umgebung sind die gesunden Phönix-Palmen schon fast in der Minderheit. Viele sehen so aus: 


In meinem eigenen Garten sind beide Palmen eingegangen. Man kann sich kaum vorstellen, was in so einem Stamm abgeht: Man hört die Larven - große, weisse gefräßige fette eklige Engerlinge (nicht zu fassen, dass die andernorts von Menschen gegessen werden) - wie sie knabbern. Sie verarbeiten das Mark des Stammes zu einem widerlichen, furchtbar stinkenden Brei - man riecht es schon aus Metern Entfernung. Buah.*) Die Palmen lassen erst einzelne Blätter hängen, dann immer mehr, dann alle, sie trocknen, fallen ab. 


Eine unserer zwei Palmen bäumte sich im wahrsten Sinne des Wortes noch einmal auf. Fast sah es aus, als ob aus dem alten Stamm eine neue Palme herauswachse.  Wir freuten uns sehr, dachten schon, der Baum wäre gerettet. Die Blätter wuchsen erstaunlich schnell. Um dann noch viel schneller zu verrotten - zwei Mal nicht hingesehen und sie waren weg. Das ist von unseren schönen Palmen übrig geblieben:



Und so ist der einzige, der in dieser Krise den Gürtel nicht enger schnallen muss, unser Rhynchophorus ferrugineus. Außer natürlich den Superreichen, die ja sowieso bei jeder Krise noch reicher werden. Aber die sind in ihren Ferraris ja auch kaum von unserem Palmenrüsselkäfer zu unterscheiden.



Übrigens: Die Phönixpalmen an den Straßen werden jetzt durch Fächerpalmen ersetzt. Woher dieses Geld nun wieder kommt und wer sich damit einen roten Ferrari verdient, sei dahingestellt.


Wer sich für das Biest interessiert:
http://de.wikipedia.org/wiki/Rhynchophorus_ferrugineus

*) der Geruch zeigt sich erst wenn man den Stamm öffnet.



1 Kommentar:

  1. danke.... danke, dass du uns auch diese Seite der Medalie nahe bringst.

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