Es ist nicht ganz einfach, im Algarve portugiesisch zu lernen. Nicht nur wegen der Dialekte - gerade der Algarvío
kürzt ja das, was im normalen "Hochportugiesisch" nach Abzug der
stummen Vokale übrig bleibt, noch einmal kräftig ab. Aber der Hauptgrund ist
ein anderer. Denn eins haben Portugiesen mit Schweizern gemeinsam: sie wenden
ihre Fremdsprachenkenntnisse sehr gerne an (Ausnahme bei den Schweizern:
Hochdeutsch spricht fast niemand gern. Grund hier ;) ).
Auf jeden Fall wird hier in
Portugal jeder nicht 100% portugiesisch aussehende Mensch automatisch auf
Englisch angesprochen. Auch und gerade derjenige, der sich bemüht, sein
Anliegen auf Portugiesisch vorzubringen. Das ist gut gemeint und sicher wird es
den Angestellten in Hotels und anderen gastgewerblichen Betrieben so
beigebracht, aber für Menschen, die hier wohnen und sich Mühe geben, die
Sprache ihres Gastlandes zu lernen, ist es kontraproduktiv und manchmal richtig
nervig. Ganz besonders frustrierend ist es für den Lernenden, wenn er jemanden
auf Portugiesisch anspricht und derjenige es nicht versteht. Oft ist der Grund,
dass der Portugiese auf eine Fremdsprache gefasst war und nicht seine
Muttersprache erwartete. Das ist mir umgekehrt auch schon passiert, als ich
mitten in einem kleinen portugiesischen Dorf völlig unerwarteterweise auf
schweizerdeutsch angesprochen wurde. Mein Sprachzentrum schaltete einfach nicht
schnell genug um und ich fragte blöde "diga?". Also, nicht
aufgeben, einfach den Satz noch mal wiederholen.
Wenn man dann die Menschen darauf
hinweist, dass man die Sprache lernt und sie darum bittet, langsam zu sprechen, kann
man nicht erwarten, dass jeder in der Lage ist, die Wörter sauber zu trennen und die stummen Silben mitzusprechen, sondern einige werden den Satz einfach ganz langsam in ihrem Dialekt wiederholen. Da erinnere ich mich an ein nettes Beispiel:
"Kehmahmeh?" - fragte der
Angestellte, ein Algarvío, in unserer Dorfkneipe einen Gast.
"Sprechen Sie bitte langsam."
"Keeeeh maaah
meeeeeh??"
Ja zugegeben, das ist jetzt ein klein wenig übertrieben. Aber wirklich nur ein ganz klein wenig.
PS: Auf «http://portugiesischvokabel.blogspot.pt/»
gibt es unter «diga» ein paar Standardsätze zu diesem Thema.
Auflösung:
Er wollte sagen: quer mais meio (kehr maisch meiu) - wollen Sie noch (eine) Halbe? (es ging um eine macieira (massieira - ein portugiesischer Brandy).
Guten Morgen,
AntwortenLöschendass Wortsilben im Alltag nicht gesprochen werden, hat man in vielen Ländern, sogar in Deutschland, wenn man sich die die Dialekte mal ansieht. Die Frage ist nur, ob man beim Bitten langsamer zu sprechen, das anders sagt oder ob es in Fleisch und Blut übergegangen ist.