Mittwoch, 18. April 2012

percebes?

Das hier sind «percebes» oder «perceves», als weitere Variante steht "percebas"  im Wörterbuch.  Die  meisten Portugiesen, die ich kenne, schreiben "perceves" und sagen "percebes", (besser gesagt: prsseebsch) obwohl dieses mündliche Autauschen von 'b' und 'v' normalerweise nur im Norden Portugals gang und gäbe ist. 
(Nebenbei erwähnt, ist genau dasselbe Wort, "percebes" (nur mit 'b') auch die 2. Person Einzahl Präsens des Verbes "perceber" = verstehen, bedeutet also "du verstehst"  - das hat aber mit diesem Ding hier herzlich wenig zu tun, percebes?).


"Percebes" sind ein "petisco" (ptischku) (= Leckerbissen!) vom Feinsten, ziemlich teuer weil sehr schwer zu ernten. Ja, ich sage ernten, obwohl es sich um ein Meeresgetier handelt.

Auf deutsch heisst das Ding «Entenmuschel», ist aber weder Ente noch Muschel, sondern ein Krebstier, das sich jedoch nicht fortbewegt, weder vor- noch seitwärts,  sondern scheinbar auf Felsen "wächst", in Kolonien, am liebsten dort, wo die Küste ganz steil und das Meer extrem  wild  ist (feito num cão, sagt der Fischer aus Alvor, unübersetzbar, wörtlich noch am ehesten 'zum Hund gemacht'). Deshalb ist es ein echtes Abenteuer, sie zu fangen. Leider habe ich nichts Deutschsprachiges auf Youtube gefunden, und die nachfolgende (englische) Doku stammt aus Galizien. Aber immerhin kann man sich ein Bild machen, und die Verhältnisse sind an der portugiesischen Westküste ziemlich ähnlich.




Wenn sie auf den Tisch kommen, sehen sie so aus. Jetzt trennt man die dicke, raue Haut vom "Schnabel" (ja sieht doch so aus, oder wie soll man dem sonst sagen?) und der Stiel, der darunter hervor kommt, ist essbar. Saftig, ganz leicht gummig aber nicht zäh, zart aber konsistenter als eine Muschel, geschmacklich schwer einzuordnen, doch das ganz leicht Süßliche von Krustentieren ist unverkennbar. 




Percebes sind keine Mahlzeit, höchstens eine Vorspeise, noch öfter aber werden sie zwischendurch, eben als "petisco", mit getoastetem, mit Butter bestrichenem Brot gegessen. Übrigens essen Portugiesen so gerne Leckerbissen, dass wir sogar ein extra Verb dafür haben: "petiscar". Man kann auch mal statt zu Abend essen nur petiscar, vielleicht nach den Percebes ein paar Gambas da Costa (kleine Garnelen von der hiesigen Küste) oder Camarão da Rocha (winzige Garnelen von den Felsen), dann noch zwei drei Búzios (Meeresschnecken), und so weiter, bis man satt ist. Wie war das schon wieder in Spanien? Gibt es für "Tapas essen" auch ein Verb? Ich kann mich nicht erinnern.

ACHTUNG: Ich wollte mal meinem Mann eine Freude machen und kaufte selber Percebes, dummerweise im Supermarkt. "Mijões!" rief mein Mann, kaum dass er sie sah. Das heißt soviel wie "Pisser" (Entschuldigung). Der Name passt aber: lang und dünn und voller Wasser, das einem beim Öffnen, d.h. Auseinanderziehen, auf Kleider und Brille spritzt, und das Essbare daran zu wenig und zu gummig und zäh. Also lieber einen kundigen Portugiesen kaufen schicken, selber nur bei einem "marisqueiro" (Meeresfrüchtehändler), dem man 100% vertraut.

Folgendes steht übrigens bei Wikipedia zum Thema Entenmuschel. Mit einem Klick geht es zur entsprechenden Seite, für alle, die noch mehr wissen möchten:

Die Entenmuschel (Pollicipes pollicipes) ist ein Krebstier aus der Klasse der Rankenfußkrebse. Entenmuscheln leben auf den harten Oberflächen der Felsen in der intertidalen Zone des Meeres und auf Treibgut.

4 Kommentare:

  1. In Sommer, Sonne, Saudade über die Algarve bei arte gibt's nen Bericht über die Ernte.

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  2. Danke Olive! Allerdings kann ich im Blog nur Youtube oder eigene Videos einbetten. Aber hier der Link:

    http://www.etwasverpasst.de/sendung/120994/arte/sonne-siesta-und-saudade-1-10-/folge-vom-16-03-2012-am-19-30.html

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  3. Das Verb für Tapas essen ist tapear. Die Percebes heißen auf Spanisch auch so, allerdings so ausgesprochen wie geschrieben, und sind hier im Süden sehr teuer. Ich habe noch nie welche gegessen.

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