Dienstag, 9. Oktober 2012

Der letzte 5. Oktober. Oder: zunderobsi


Seit am 5. Oktober 1910  nach einem Staatsstreich die Monarchie abgeschafft und die Republik ausgerufen wurde, feiern Portugiesen am 5. Oktober die "Implantação da Republica".


Das heißt, feierten. Denn am letzten Freitag war der letzte. Ab jetzt ist der 5. Oktober ein normaler Arbeitstag. Das ist nur eine der Maßnahmen der Austeridade (Gürtelkannnichtmehrengergeschnalltwerdenaberwirdesdoch-Politik) und soll dem Staat ich weiß nicht wieviele Millionen einsparen...

Wie zunderobsi (das ist ein schweizerdeutscher Ausdruck und bedeutet, dass etwas total aus den Fugen, das "untere" nach "oben" geraten ist) in Portugal im Moment alles ist, hat unser "Presidente da República" gleich selber bewiesen. Er hat nämlich die Fahne zur Feier dieses letzten fünften Oktobers verkehrt rum aufgehängt. Und es - wie es scheint - nicht einmal gemerkt.

Weiter sieht man in diesem Video, wie schlecht es den Portugiesen wirklich geht. Da stürmt nämlich eine mutige ältere Frau schreiend die Feier und macht ihrer grenzenlosen Verzweiflung über ihre Arbeitslosigkeit, über ihre unverschuldete plötzliche Armut Luft.

Und während in Griechenland Steine fliegen und Fahnen angezündet werden, SINGT hier eine andere mutige Portugiesin ihren Frust über die Regierung in den höchsten Arien-Tönen in die Feier hinein! Schaut's euch an!


Portugiesen sind ein sehr langmütiges und friedliebendes Volk. Die Nelkenrevolution 1974 hat nicht mit Toten sondern mit roten Nelken einer über 40-jährigen Diktatur ein Ende gesetzt. Und jetzt hört man allerorts "chega!" (ausgesprochen: scheeega). Es reicht! Und wenn nötig singen wir unsere Regierung in Grund und Boden. (Ach wenn man doch davon ausgehen könnte, dass nachher etwas Besseres käme....)

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