Sonntag, 8. Juli 2012

deutsch für dummies?

Nein, ich gehöre nicht zu denjenigen, die am liebsten alle 'ie'-regeln, h-laute zur verlängerung der vokale, oder die verdoppelung der konsonanten abschaffen möchte. Ganz im gegenteil, ich halte dies für wunderbare aussprachehilfen, vor allem für ausländer, die deutsch lernen. Inzwischen habe ich schweizerische eszett-banausin sogar den sinn dieses  deutschesten aller deutschen buchstaben eingesehen und soweit verinnerlicht, dass ich, wenn ich wieder einmal aus lauter gewohnheit 'gross' mit zwei 's' geschrieben habe, kurz davor bin, das "..oss" genauso zu lesen wie in "boss"... . *)

Aber die deutsche regelung für groß- und kleinschreibung,  meine lieben, die halte ich nun wirklich für nichts weiter als eine schikane. Da schwitzen in schulzimmern unzählige deutsche, schweizerische und österreichische primarschüler  blut und wasser (sadistisch veranlagte lehrer hecken gerne besonders schwere diktate aus). Und auch fremdsprachige, die deutsch lernen, haben ihre liebe mühe damit.  Muss das sein? Warum kommen alle anderen sprachen ohne diese zusätzliche schikane aus? Sind deutschsprachige dümmer als andere leut? Brauchen wir eine extra-hilfe zur unterscheidung der nomen von anderen vokabeln? Oder sind wir am Ende besonders gscheit? Sind großbuchstaben die schriftsprachliche manifestation der deutschen gründlichkeit?

"Es ist nun mal so, war immer so, ist eine eigenheit der deutschen sprache", mögen die einen sagen. Ich bin auch dagegen, alles althergebrachte einfach über den haufen zu werfen und mit lieb gewonnenen traditionen zu brechen. Aber die 97 (!) duden-regeln zur gross- und kleinschreibung auf zwei zu reduzieren (satzanfang und eigennamen-  wenn überhaupt, viele sprachen kommen gut ganz und gar ohne majuskeln aus) würde doch nun wirklich niemandem etwas schaden. Aber vielen deutsch-lernenden das leben ein klein wenig leichter machen. Und auf die gesprochene sprache hat es ohnehin keinen einfluss.

Nimmt mich doch jetzt mal wunder, was meine leser/innen zu diesem thema meinen. Bitte mitmachen - die umfrage ist anonym,  es braucht kein name angegeben zu werden, einfach nur auf ja oder nein klicken und dann auf "Abstimmen". Wer mag, teilt den blogbeitrag auf fb, damit möglichst viele ihre stimme abgeben können.

ich bin für die abschaffung der deutschen groß- und kleinschreibung:
oder Resultate


*) Wenn deutsche genauso viel wert auf die aussprachliche unterscheidung von  'das' und 'dass' legten, bräuchte es keine extra face-book gruppe, die sich mit dem thema beschäftigt ;) 

PS: farblich und fett hervorgehobene wörter führen zu vertiefenden oder erklärenden oder ähnlichen links - also bitte drauf klicken (keine werbung!)

NACHTRAG (10.7.):  Erst jetzt, ich schäme mich ein wenig, habe ich bemerkt, wie blöd die Fragestellung für die Abstimmung war. Wie soll man denn um Himmels Willen schreiben, wenn weder groß  noch klein?? Erstaunlich, dass noch nirgendwo jemand darauf hingewiesen hat, noch nicht einmal die Profis aus den Sprach-Blogs und -Gruppen....

NACHTRAG NR: 2 (14.7.) Zur Veranschaulichung der Komplexität der Groß - und Kleinschreiberegeln auch (und insbesondere) für Lektoren/Korrektoren, sei auf diese erleuchtende Seite verwiesen, die wohlgemerkt nicht eine einzelne Regel, sondern nur die Anwendung derselben in einem einzigen Ausdruck erklärt. Eine von 97 Regeln in einem einzigen Anwendungsfall!!!! Hier der Link: http://www.korrekturen.de/kurz_erklaert/recht_haben_oder_recht_haben.shtml (Übrigens auch sonst eine in jeder Hinsicht empfehlenswerte Seite, sie hat mir schon manchen Fehler vermeiden helfen und bringt immer wieder kleine Häppchen erhellende Aufklärung über undurchsichtige Sprachregeln).

7 Kommentare:

  1. Ich bin gegen eine Abschaffung der Groß- und Kleinschreibung. Sicherlich könnte man einiges vereinfachen, aber Nomen und Satzanfänge sollten weiterhin groß geschrieben werden.

    Für mich erleichtert die Großschreibung das Lesen von Texten sehr, besonders wenn ich sie schnell überfliegen will. Nomen sind die wichtigsten Glieder in einem Satz und stechen mit der Großschreibung heraus.

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  2. Ich halte die Groß- und Kleinschreibung für ein sehr sinnvolles Mittel, die Lesbarkeit eines Textes zu verbessern. Immer häufiger ertappe ich mich dabei, deutsche Texte, in denen bewusst alles kleingeschrieben wird, nur zu überfliegen oder gleich ganz zu ignorieren. Wenn ein Autor der Meinung ist, keine besondere Mühe für die Lesbarkeit seines Textes investieren zu müssen, so gebe ich mir auch keine besondere Mühe, diesen Text zu verstehen. Es kommt also immer darauf an, ob ein Autor einfach sein Ego ohne Rücksicht auf seine Leser ausleben will oder ob er möchte, dass seine Texte vom Leser gelesen und verstanden werden.

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  3. Aber da stellt sich dann doch die Frage, warum ist das in anderen Sprachen kein Problem? Ist es nicht nur Gewohnheit? Können Engländer und Portugiesen, Spanier, Franzosen und Italiener - um nur die gängigsten Sprachen zu erwähnen, ihre Texte weniger gut lesen - oder verstehen?

    «Wenn fliegen hinter fliegen fliegen, fliegen fliegen fliegen nach. fliegen fliegen fliegen nach, wenn fliegen hinter fliegen fliegen» Schrieb eine Kommentatorin bei der Umfrage. Wenn solche Sätze so häufig vorkämen wie welche mit Nomen, die für den Schüler nicht eindeutig als solche erkannt werden, wäre das natürlich ein Argument:).

    Ansonsten habe ich, wie ich Kommentaren (die meisten diskutieren auf fb) entnehme, die Frage falsch gestellt. Besser wäre gewesen: Wer ist für die Vereinfachung der Groß - und Kleinschreibung auf Satzanfänge und Eigennamen. Für eine komplette Abschaffung bin ich nämlich auch nicht.

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  4. Das schönste Beispiel um das "ß" zu erklären ist der Unterschied zwischen Massen und Maßen.
    Es ist nämlich ein gravierender Unterschied, ob jemand Bier in Massen oder in Maßen trinkt.
    Und dann brauche ich auch eine Trasse für eine Straße.
    Ich finde diese Regel doch ziemlich einleuchtend mit dem kurz- bzw.langsprochenem Vokal.

    Und so hat das auch einen Sinn mit der Groß- und Kleinschreibung. Texte werden einfach verständlicher. Ich lese so gut wie nie Texte, die nur klein geschrieben sind. Es sei denn ich muss. Ich benötigt viel mehr Zeit dafür.

    Wenn ein Text vor lauter Vereinfachung beim Inhalt einbüßt, dann verschludert unsere doch sehr schöne Sprache noch mehr.Und mit der vielen Abkürzerei wird sie sowieso schon stark vereinfacht.

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  5. Trinkt man das Bier am Oktoberfest nicht in Massen in Maßen? ;)
    Ist schweizerisches Hochdeutsch - dudenkonform ohne ß - ein verschludertes Deutsch?
    Büßt ein Text infolge Kleinschreibung beim Inhalt ein?

    Abkürzerei ist keine Vereinfachung, sondern eine Unsitte, aber nützlich beim smsen ;).

    Man verzeihe mir ein letztes Aufbäumen - ich gebe mich geschlagen, die Mehrheit ist für Beibehaltung. :)

    Eins möchte ich aber abschließend nicht unerwähnt lassen: Mir persönlich wäre lieber, man wüsste den Konjunktiv richtig einzusetzen, 'dass' und 'das' auseinander zu halten, den Plusquamperfekt nicht falsch anzuwenden, den Genitiv nicht mit dem Dativ zu bekämpfen - etc. Und ich dachte halt, durch die Reduzierung der Regeln für Groß- und Kleinschreibung bliebe ein wenig Zeit übrig, wichtigere Dinge besser zu lehren/lernen.

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  6. Gross und Klein:
    In Paris Liebe genossen oder in Paris liebe Genossen.

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  7. Großschreibung hin oder her. Die deutsche Sprache ist und bleibt für mich die Schwerste!

    Ich war auch für Abschaffung, aber nach einigen überzeugenden Kommentaren hier, erkenne ich zumindest den Sinn viel besser.

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